Mährisch Ostrau - Sudetendeutsche Landsmannschaft Bayreuth

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Mährisch Ostrau
Ostrava
Ostrava ( Aussprache?/i) (dt. Ostrau bzw. Mährisch Ostrau) ist nach Einwohnerzahl und nach Fläche die drittgrößte Stadt Tschechiens. Sie ist das Verwaltungszentrum der Mährisch-Schlesischen Region. Die Stadt liegt an der Oder, zehn Kilometer südwestlich der Grenze zu Polen und 50 Kilometer nordnordwestlich der Grenze zur Slowakei, und damit an der Nordostgrenze des Landes Tschechie

Geografie

Ostrava liegt im äußersten Nordosten Mährens im Osten Tschechiens zwischen den Sudeten und Beskiden am Nordausgang der Mährischen Pforte, an der historischen Landesgrenze Mährens und Schlesiens. Hier befindet sich, am Fuße der Schlesisch-Ostrauer Burg, die Mündung des Flusses Lučina in die Ostrawitza (Ostravice), die wiederum wie auch die Oppa (Opava) und Porubka in die Oder mündet.

Geschichte
Ostrava entstand aus alten Siedlungen an der Mündung der Ostravice in die Oder. Hier führte die Bernsteinstraße durch die Mährische Pforte. Seit dem 10. Jahrhundert ist das Ostrauer Becken als Siedlungsgebiet des slawischen Stammes der Hollasitzer (tschechisch Holasici) bekannt. Zuvor war es erst keltisch, dann germanisch besiedelt.

Oder und Ostravice bildeten hier jahrhundertelang die Grenze zwischen Mähren und Schlesien. An der Mündung der Ostravice in die Oder entstanden beiderseits des Nebenflusses zwei Dörfer mit Namen Ostrava. Polska Ostrawa (tschechisch: Polská Ostrava / deutsch: Polnisch Ostrau) wurde erstmals 1229 erwähnt. Moravská Ostrava (Mährisch Ostrau), erstmals 1267 genannt, erhielt 1279 Stadtrecht. 1297 entstand in Polska Ostrawa eine Burg der Piastenherzöge von Oppeln. Im Laufe des Mittelalters wanderten viele Deutsche ein.
Mährisch Ostrau 1728

Die Bedeutung beider Orte blieb bis ins 18. Jahrhundert gering. Wirtschaftliche Bedeutung und Bevölkerungswachstum änderten sich rapide mit dem intensiven Abbau der Steinkohleflöze ab 1763. Im Jahr 1794 lebten 1.578 Einwohner in Mährisch-Ostrau, 6.881 im Jahre 1869.
1827 gründete Familie Rudolf die Rudolfs Eisenhüttenwerke. Diese wurden später von der Familie Rothschild erworben und in Witkowitzer Eisenhüttenwerke umbenannt. Ostrava wurde zu einem Zentrum der Stahlindustrie.

Die durch den Zensus erfasste Bevölkerung wuchs von 13.448 (1880) 19.240 (1890), 30.116 (1900) und 36.754 (1910). Ein ähnlicher Anstieg ist für die Gesamtregion (d. h. inkl. dem Umland) zu verzeichnen: von 18.711 (1843) bis auf 186.613 (1910). Diese Wachstumsrate der Bevölkerung war nur durch eine Zuwanderung zu erreichen, welche nicht nur aus Mähren, sondern insbesondere auch aus Galizien erfolgte, was durch die gemeinsame staatliche Zugehörigkeit erleichtert wurde. Die massive Zuwanderung von ehemaliger Landbevölkerung in eine zunehmend industrialisierte Wirtschaftsregion brachte große soziale wie auch sozio-kulturelle Probleme mit sich.[2]

Einer der größeren Arbeitgeber um 1900 waren die Centralheizungswerke mit Hauptsitz in Hannover.[3]
Bis 1918 gehörte Mährisch Ostrau zur Markgrafschaft Mähren und Polnisch Ostrau zum Herzogtum Schlesien (Österreichisch Schlesien), zuletzt beide als Kronländer. Ab 1918 waren beide Städte bis 1939 Teil der Tschechoslowakischen Republik. Seit 1919 hieß die östliche Stadt Slezská Ostrava (Schlesisch Ostrau). Zum 1. Januar 1924 wurden die Städte Mariánské Hory (Marienberg), Přívoz (Oderfurt), und Vítkovice (Witkowitz) mit weiteren drei Gemeinden (Hrabůvka (Klein Grabau), Nová Ves (Neudorf) und Zábřeh nad Odrou (Heinrichsdorf)) nach Moravská Ostrava eingemeindet.[4]

Zwischen 1939 und 1945 gehörten Mährisch Ostrau und Schlesisch Ostrau als Teil des Protektorats Böhmen und Mähren zum Großdeutschen Reich. 1941 wurden Mährisch Ostrau und Schlesisch Ostrau offiziell vereinigt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Industriezentrum zum Ziel vieler alliierter Luftangriffe.

Ab 1945 wurde der deutsche Bevölkerungsanteil der Stadt vertrieben. Bei einem Massaker im sog. Hanke-Lager in Ostrau wurden 231 Deutsche getötet.[5] Viele Neubürger aus Südmähren, der Slowakei, sogenannte „Repatrianten“ und Roma siedelten sich in der Folgezeit an.

Nach dem Zusammenbruch des RGW gerieten Schwerindustrie und chemische Industrie, welche mit erheblicher Umweltschädigung betrieben wurden, in eine Krise. Der Steinkohleabbau wurde am 30. Juni 1994 mit dem letzten geförderten Hunt in Přívoz eingestellt. In Vítkovice erloschen die Hochöfen am 27. September 1998.[4]

Städtepartnerschaften
  Russland Wolgograd 1947
   Vereinigtes Königreich Coventry 1957
   Polen Katowice 1960
   Deutschland Dresden 1971
   Kroatien Split 1976
   Griechenland Piräus 1997
   Slowakei Košice 2001
   Ungarn Miskolc 2001
   Vereinigte Staaten Pittsburgh, Pennsylvania, 2001
   Polen Powiat Wodzisławski 2005
   Kasachstan Oral 2008
   Ukraine Donezk 2009

Wirtschaft
Neue Hütte Ostrava
Der Raum zwischen Ostrava und Karviná ist ein großes Industriegebiet. Die Umwelt wurde infolge der Konzentration von Schwerindustrie – Kohlenförderung, Hüttenwerke, Schwermaschinenbau, Kokereien, Kraftwerke, Gaswerke, Chemieunternehmen – stark beeinflusst und in Mitleidenschaft gezogen. Außer Ostrava, dem Zentrum dieser Industrieregion, sind hier noch weitere Industriestädte – Karviná, Orlová, Bohumín – mit Stahl- und Drahtwerken und weitere Kleinstädte, deren Beschäftigungsmöglichkeiten von diesen Industriezentren abhängig sind. An diesen Kern der Region knüpfen die umliegenden Gebiete an: das Hultschiner Ländchen, die Gebiete um Frýdek-Místek (Friedek-Mistek), Nový Jičín (Neu Titschein) und Třinec (Trzynietz).

In den Kohlegruben in der Region waren im Jahr 1989 rund 100.000 Arbeiter beschäftigt. Nach der Privatisierung der Gruben droht zum Ende des Jahres 2014 die Schließung. In der Region kann der Strukturwandel nicht aufgefangen werden, die Arbeitslosigkeit liegt weit über dem Landesdurchschnitt.
Umwelt

Ostrava gilt als Zentrum der Schwerindustrie im mährisch-schlesischen Landkreis und seiner polnischen Nachbarregion, der Woiwodschaft Schlesien, und als eine der schmutzigsten Städte der EU. So herrscht besonders im Winter Smog-Alarm aufgrund des Anfalls an Feinstaub. Hauptverursacher hierfür ist heutzutage v.a. das Stahlwerk Nová huť,[6] welches sich direkt am Stadtrand befindet. Im Nachbarland Polen müssen die Grenzwerte für Feinstaub an EU-Normen angepasst werden, in Tschechien sind die Grenzwerte dreimal niedriger als in Polen.[7][8][9]


Ostrava-Přívoz ist ein Eisenbahnknotenpunkt mit Rangierbahnhof. Er befindet sich an der ehem. Kaiser-Ferdinands-Nordbahn von Wien nach Katowice und Krakau.

In der Nähe des Stadtzentrums, allerdings bereits im Stadtteil Přívoz, befindet sich der Hauptbahnhof (Ostrava hlavní nádraží). In ihm zweigt die Bahnstrecke Ostrava–Frýdlant nad Ostravicí von der Hauptstrecke Wien–Kraków ab. Als neuer Hauptbahnhof der Region wird allerdings derzeit der weiter außerhalb des Stadtzentrums gelegene Bahnhof Ostrava-Svinov ausgebaut. Ostrava verfügt über ein Straßenbahnnetz, das im Jahr 2008 65,7 km lang war. Außerdem verkehren O-Busse.

Der Ostrava Leoš Janáček Flughafen in Mošnov ist ein wichtiger regionaler Flughafen mit planmäßigen Linienverbindungen nach Prag und Wien sowie touristischen Charterflügen nach Hurghada und Sharm el Sheikh. Die Lufthansa-Flüge Ostrava–München wurden zwar wieder eingestellt, jedoch gibt es ab dem Winterflugplan 2009/10 eine regelmäßige Verbindung durch die Central Connect Airlines.

Ostrava ist Zentrum des Netzes der Esko v Moravskoslezském kraji, eines S-Bahn-ähnlichen Systems von Vorortzügen.
Bildung und Kultur
Audimax der TU Ostrava

Ostrava ist ein national bedeutendes Zentrum für Handel, Wissenschaft und Kunst und beheimatet unter anderem folgende Institutionen:

   Universität Ostrava (OSU)
   Technische Universität Ostrava (TUO), ehemals Berghochschule VŠB TU Ostrava
   Janáček-Philharmonie
   Mährisch-Schlesisches Nationaltheater
   Ostrava Center For New Music (OCNM)

Seit 2002 findet in der Stadt das Open-Air-Festival Colours of Ostrava statt.
Sehenswürdigkeiten
Marktplatz Ostrava
Museumsbergwerk Jindřich
Kathedrale Ostrava
Sv. Kateřina in Ostrava-Hrabová
Pfarrkirche der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria in Přívoz
Architektonische und technische Sehenswürdigkeiten

Als drittgrößte Stadt der Tschechischen Republik besitzt Ostrava zahlreiche architektonische und technische Sehenswürdigkeiten.

   Die Kathedrale zum Göttlichen Erlöser entstand in den 1880er Jahren im Neorenaissancestil.
   Im Norden der Stadt gibt es ein Bergbaumuseum (Hornické muzeum), das die Arbeit unter Tage veranschaulicht.
   Im Stadtteil Vítkovice befindet sich das Industriedenkmal Witkowitzer Eisenwerke.
   Auf einem Felsen über der Ostravice befindet sich die Schlesisch-Ostrauer Burg aus dem 13. Jahrhundert. Heute ist die Burg Museum und Kulturzentrum.[10]
   Westlich des Stadtteils Petřkovice gibt es auf der östlichsten Erhebung der Sudeten die Reste der Přemyslidenburg Landek u Petřkovic. Das umgebende Naturschutzgebiet ist international als steinzeitliche Fundstätte bekannt.
   Ein Wahrzeichen der Stadt ist das im Jahre 1930 eröffnete Rathaus von Moravská Ostrava, heute Hauptsitz der Stadtverwaltung Ostrava. Von seinem 75 Meter hohen, quadratischen, verglasten Turm ist ein Rundblick über nahezu die gesamte Stadt möglich.
   Sehenswert ist ebenfalls das 1897 im Stil des Neobarock umgestaltete Rathaus von Schlesisch Ostrau.
   Ostrava besitzt den zweitgrößten Zoo der Tschechischen Republik.
   Darüber hinaus besitzt die Stadt auch einen botanischen Garten.

Stodolní-Straße (Stodolní ulice)
Die Stodolní-Straße (zu deutsch: Scheunenstraße) ist eines der größten Amüsierviertel der Tschechischen Republik. Unter der Woche ist die Straße eine Fußgängerzone mit Restaurants, Kaffeehäusern und Hotels, am Wochenende ein Vergnügungsviertel vieler partyhungriger Menschen aus Ostrava und Umgebung. Auf dem kleinen Raum der Stodolní-Straße befinden sich über 60 Klubs.[11] Besonders bekannt sind z.B. das Café „Černá Hvězda“ (dt. Schwarzer Stern) und das Irish Pub „Dublin“.
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